Aztekische Legende

Es war einmal…

…eine junge schöne Göttin namens Mayahuel.

Die Göttin Mayahuel, Quelle: CRT

Sie wird von ihrer Großmutter Tzinzimitl, der Göttin der Finsternis  gefangengehalten. Tzinzimitl war böse und verschlang jeden Sonnenstrahl, den sie bekommen konnte. Damit es auf der Erde nicht finster wurde, mussten die Menschen ihr Menschenopfer bringen. Eines Tages steigt der Gott Quetzalcóatl in den Himmel auf um Tzintzimitl von ihrem Thron zu stürzen. Dabei trifft er Mayahuel. Sie verlieben sich ineinander fliehen zusammen auf die Erde und verstecken sich dort gemeinsam. Er verwandelt sich in einen Baum und Mayahuel in einen Busch. Tzinzimitl setzt alles daran die beiden zu finden. Trotz ihrer Tarnung wird Mayahuel entdeckt und in Stücke gehauen, Quetzalcóatl entkommt. Er begräbt die Überreste seiner Geliebten in der Erde. Bald darauf wächst eine wunderschöne Agave auf ihrem Grab.

Quetzalcóatl und die Agave, Quelle: CRT

Diese entwickelt viele stachelige Blätter, um das Grab zu schützen. Die 400 Stacheln der Blätter symbolisieren die 400 Brüste der jungen Göttin. Voll Schmerz und Zorn kehrt Quetzalcóatl in den Himmel zurück und erschlägt Tzintzimitl und gibt damit der Erde das Sonnenlicht zurück.

Jede Nacht steigt Quetzalcóatl nun vom Himmel auf die Erde herab um seine Geliebte zu beweinen. Dies erweckt das Mitgefühl anderer Götter und sie möchten seinen Schmerz lindern. Sie geben der toten Mayahuel die Kraft, die Menschen durch die 400 Kaninchen des Rausches (Centzon Totochtin) zu erfreuen und zu stärken. So kann auch Quetzalcóatl für ewig von dem süßen Saft der Agave seiner Mayahuel trinken.

Und so fanden die Mexikaner im Saft der Agave für Jahrhunderte Trost und Linderung von allerlei Beschwerden – genau wie ihr Gott Quetzalcóatl.

Es gibt auch noch andere Varianten der Entstehungsgeschichte:

Die Menschen entdeckten die Agave und Ihre Heilwirkung nachdem ein Blitz in eine Pflanze gefahren war, sie in Brand gesetzt hatte und ihren süßen Saft freigab.

Unabhängig von den verschiedenen Mythen wurde die Agave bereits mindestens 300 v. Chr. in einem rudimentären Destillationsprozess zur Gewinnung eines alkoholischen Getränks genutzt. Der Genuss war jedoch nur hohen Würdenträgern, Priestern und Gefangenen unmittelbar vor ihrer Opferung gestattet. Wer sich als gemeiner Bürger an dem edlen Saft gütlich tat und dabei ertappt wurde, war des Todes.

Azteken bei Verarbeitung von Agaven, Quelle: CRT

Darüber hinaus diente die Pflanze als Faserlieferant für Garne und Hausbedachung und wurde zur Wundheilung eingesetzt.

Entfasertes Agavenblatt, Quelle: CRT

Die Spitze diente als Nadel oder zur Zahnreinigung, die getrockneten Reste als Brennstoff und die Asche als Seife.

Die Agave enthält gekocht eine große Menge Zucker und war so auch eine allzeit verfügbare Nahrungsreserve für Notzeiten.